Kunst-Assistent / Montage: Marcos Mangani
Kohle auf Papier, ungefähr 3 m * 11 m (238 A3 Blätter), 2016
Von der „Mission 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges“ mit dem Label „Centenaire“ ausgezeichnet.
„Es geschah vor 100 Jahren. 306.000 deutsche und französische Soldaten sind in der Schlacht um Verdun im Jahre 1916 getötet worden oder verschollen; eine der blutigsten Schlachten der Geschichte.
Was mir einfällt wenn ich darüber nachdenke, ist die enorme Anzahl Toter, die zu einer fast unüberschaubaren Masse wird. Und gleichzeitig all diese einzelne Leben, hunderttausende Individuen, von denen einige unsere Urgroßeltern waren.
Können wir 100 Jahre später noch über jedes einzelne dieser Menschenleben nachdenken, obwohl wir sie nicht kannten? Können wir diese historische Gegebenheit individualisieren? Welche Stellung nimmt das Individuum im kollektiven Gedächtnis ein?
306.000 Kreuze ist ein Versuch, innerhalb des kollektiven Gedächtnisses das Individuum zu berücksichtigen. Jedes der mit Kohle gezeichneten Kreuze ist anders und verweist auf den Tod eines einzelnen Soldaten. Ich versuche, keinen einzigen zu vergessen. Der Realisierungsprozess hilft mir dabei, denn er nimmt viel Zeit in Anspruch, er verursacht Verletzungen, Muskelkater und Krämpfe. Ich werde dadurch zu Unterbrechungen gezwungen, als ob ich in Gedanken verharren wollte. Dennoch setzt ungewollt eine gewisse Systematik ein und oft zeichne ich Kreuze, ohne darüber nachzudenken. Ich versuche, diese Masse zu verwirklichen, diese graue und zerbrechliche Masse, die verbleiben wird, wenn die Kohle Stück für Stück verblasst sein wird.“
Die Installation 306 000 Kreuze wurde mit dem Label „Centenaire“ der Mission 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges ausgezeichnet (www.centenaire.org). Im Rahmen der Realisierung dieser Ausstellung wurden deutschen und französischen Kindern und Jugendlichen künstlerische Workshops zum Thema kollektives Gedächtnis und Erster Weltkrieg angeboten, die von Barbara Cousin konzipiert und beim Deutsch-Französischen Jugendwerk durchgeführt wurden.
Ein Teil der Installation 306.000 Kreuze war vom 18. Oktober bis 26. November 2018 im Schloss Genshagen im Rahmen der Veranstaltung „Der etwas andere Dialog – Erinnerungskultur in Ost und West“ zu sehen. Die Ausstellung wurde von einem Video begleitet, welches von der Filmemacherin und Tänzerin Florence Freitag gedreht wurde und die Entstehung des Kunstwerks dokumentiert.